„Nahe der beiden Moscheen“

Vor ein paar Tagen ermordete ein fanatisierter Ökofundamentalist in Christchurch, Neuseeland, 50 Muslime, weil er der Auffassung war, daß das Bevölkerungswachstum dem Klima schade und Muslime die höchste Nachwuchsrate hätten.

Gegen den Islam habe der Täter prinzipiell nichts, ließ er in seinem Manifest verlauten. Über diese Dinge erfährt man in den Medien wenig, dafür wurde ich am Tag nach dem Anschlag Zeuge davon, wie ein Nachrichtensprecher im „Berliner Rundfunk“ einen typischen Fehler machte.

Er sprach davon, daß „nahe der beiden Moscheen“ ein weiterer Toter gefunden worden sei.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Marotte etabliert, daß vor allem gebildetere Stände ausgemachte Dativ-Präpositionen mit dem Genitiv verwenden.

„Nahe“ ist so eine typische Dativ-Präposition. Viele Journalisten kommen sich unglaublich klug vor, wenn sie möglichst häufig den Genitiv verwenden. Nur übertreiben sie es damit leider manchmal ein bißchen. Auch „entgegen“ ist von dieser Genitivitis betroffen. Auch diese Präposition verlangt den Dativ.

„Entgegen anderslautenden Berichten“ müßte es z.B. heißen. Zu hören oder zu lesen kriegen wir aber leider häufig „entgegen anderslautender Berichte“ oder „entgegen anderslautender Meldungen“.

Im „Spiegel“ las ich einmal in einem Artikel vom Redakteur Alexander Neubacher „nahe des Kanzleramts“. Hört sich irgendwie intellektuell an, ist aber falsch.

Es heißt „nahe den beiden Moscheen“, „nahe dem Kanzleramt“ und so weiter.

Mögen uns die Medien mit dieser Genitivits verschonen und uns dafür lieber auch mit Informationen versorgen, die nicht so ins linke Weltbild passen.